VW-Umtauschprämie: Machen die Autobauer jetzt ein Geschäft aus dem Abgasskandal?
VW-Umtauschprämie: Machen die Autobauer jetzt ein Geschäft aus dem Abgasskandal?
In deutschen Großstädten stehen Fahrverbote an. Autobauer sind seit Monaten Mittelpunkt aller Kritik. Im Raum stehen Manipulationen und betrügerische Aktivitäten. Angeblich um Fahrverbote zu vermeiden will Volkswagen jetzt mit Prämien für Neufahrzeuge den alten Dieselautos zur Abhilfe verhelfen. Doch was steckt wirklich hinter den Verschrottungsprämien von VW?
Umweltprämie und Wechselprämie
VW will mit Umwelt- und Wechselprämien für einen Diesel-Umtausch werben. Die Details sollen von den Konzernmarken VW, Skoda und Audi konkretisiert werden. VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann sagte zu den Prämien: „Wir setzen mit der Umwelt- und Wechselprämie starke Anreize, auf sauberere Fahrzeuge der neuesten Generation umzusteigen. Damit leistet Volkswagen einen weiteren wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität und Vermeidung möglicher Fahrverbote in deutschen Städten.“
Doch wie sehen die Modelle im Einzelnen aus?
Die Umweltprämie soll deutschlandweit gelten. Bei teilnehmenden Volkswagenpartnern kann sie in Anspruch genommen werden, wenn man seinen alten Diesel (egal welcher Markte, Euro 1 bis 4) verschrotten lässt und einen Neuwagen bei VW kauft.
Allerdings können nur Neuwagenkunden aus den „14 von der Bundesregierung klassifizierten und besonders belasteten Städten“ (= „Intensivstädte“) die Prämie für Fahrzeuge aller Antriebsarten nutzen. Neuwagenkunden die allerdings nicht aus diesen Gebieten kommen müssen einen Dieselneuwagen kaufen (z.B. Benziner oder Elektrofahrzeuge sind ausgenommen).
Die Wechselprämie richtet sich ausschließlich an Fahrzeughalter aus Intensivstädten (München, Stuttgart, Köln, Reutlingen, Düren, Hamburg, Limburg a.d. Lahn, Düsseldorf, Kiel, Heilbronn, Backnang, Darmstadt, Bochum und Ludwigsburg) und angrenzenden Landkreisen. Sie kann bei Verschrottung des alten Diesels (Euro 4 und 5) und bei Neukauf eines VWs – egal welcher Antriebsart – in Anspruch genommen werden.
VWs Modelle bei Experten in der Kritik
Die von VW angepriesenen Prämien-Modelle stehen bei Experten in der Kritik. Sowohl ihr tatsächlicher Nutzen als auch die Beweggründe der Autobauer werden angezweifelt. Viele bezeichnen die Aktion gar als „Konjunkturpaket“. Autohersteller hatten teure Hardwarenachrüstungen flächendeckend bisher abgelehnt. Die Umtauschprämien scheinen zunächst ein lukrativer Kompromiss zu sein. Allerdings dienen sie an erster Stelle den Interessen der Autohersteller, denn sie kommen ihnen deutlich günstiger als die angedachten Hardwarenachrüstungen.
VW wird mit den Umtauschprämien die zurückgegangenen Absätze sowohl bei den Diesel- als auch Benzinfahrzeugen wieder nach oben treiben. Der Konzern setzt damit Anreize Fahrzeuge aus dem eigenen Sortiment zu kaufen und Neukunden zu generieren. Allerdings werden mit den Prämienversprechen nur diejenigen angesprochen, die sich ohnehin in naher Zukunft einen Neuwagen gekauft hätten und das nötige Geld dafür aufbringen können. Gerade aber diejenigen die sich ein neues Fahrzeug gar nicht erst leisten können, gucken ins Leere. Sie müssen weiter auf ihren alten Diesel zurückgreifen und werden die Verlierer der Fahrverbote sein. Denn sie sind genauso darauf angewiesen weiter ihr Auto zu nutzen – dürfen es allerdings nicht.
VW-Konzept: umwelttechnisch ein Desaster!
Bestimmte Betroffene dürfen nur beim Neukauf eines Dieselfahrzeugs von der VW-Umweltprämie Gebrauch machen. Der ADAC stellte in einer aktuellen Meldung die Sauberkeit der neuen Dieselfahrzeuge in Frage auf die sich die Prämien beziehen sollen. Auch hier seien Messungen unter Realbedingungen nicht zufriedenstellend.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe mahnt: Hier zeige sich ein „irres Verständnis von Langlebigkeit“. Weiter spricht er von „Einwegautos“. Resch Kritisiert damit, dass Fahrzeuge mit einer noch langen „Lebenserwartung“ nun einfach verschrottet werden. VW stellt Autos unter großen Umweltbelastungen her. Eine Verschrottung in dieser Größenordnung ist ein ökologisches Desaster. Würde man auf Hardwarenachrüstungen zurückgreifen, wäre dies viel effizienter und nachhaltiger. Auch wird es nicht dazu kommen, dass Neuwagenkäufer jetzt mehr und mehr auf Elektroautos zurückgreifen.
Die Konsequenz der Bonusprogramme: Hinsichtlich der angestrebten Sauberkeit ist der Umtausch weniger effektiv als die Nachrüstung. Teilweise werden noch gut funktionierende, unter hoher Umweltbelastung hergestellte, Fahrzeuge einfach verschrottet. Finanziell profitiert davon eine Seite besonders: die Autohersteller, die sich selbst verschuldet in ihre Lage gebracht haben.
Die von Politik und Autoindustrie hervorgebrachten Ziele einer sauberen Luft durch weniger Schadstoffausstoß widersprechen dem aktuellen Vorgehen. Werden auf der einen Seite die Emissionen im Straßenverkehr mit Neufahrzeugen geringfügig minimiert, entstehen neue Emissionen durch Verschrottung und Herstellung auf der anderen Seite.
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Quellen:
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/abgas-diesel-fahrverbote/dieselkauf-abgasnorm/umweltpraemie/