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Immer mehr Lebensversicherungen pleite – so gelingt der rechtzeitige Versicherungs-Ausstieg

| Versicherungsrecht

Seit der Finanzkrise und der daraus resultierenden Zinsflaute zeichnet sich eine Abwärtsspirale in der Lebensversicherungsbranche ab. Spätestens die Corona-Krise hat die Pleite vieler Lebensversicherungen so gut wie besiegelt. Von den einst in Aussicht gestellten Beträgen für die Altersvorsorge können die Kunden heute nur noch träumen. Stattdessen haben Millionen Deutsche derzeit begründete Angst um ihre eingezahlten Beiträge.

Ausgerechnet in der Branche, die ihr Geschäft mit dem Bedürfnis nach Sicherheit macht, kriselt es gewaltig. Die Hintergründe dazu sowie Tipps, wie Sie sich vor einer drohenden Pleite Ihrer Lebensversicherung wappnen können, lesen Sie im heutigen Artikel.

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Hintergründe zur drohenden Pleite von Lebensversicherungen

Auch wenn laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Zahlen der Policen im vergangenen Jahr gesunken sind (Download PDF Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2020): Die Lebensversicherung ist für viele Deutsche immer noch der Klassiker unter den Altersvorsorgeprodukten. Mehr als 87 Millionen Verträge existieren in Deutschland für Lebensversicherungen oder berufliche Altersvorsorge bei den Pensionskassen und Pensionsfonds. Darüber freuen sich vor allem die Versicherer. Denn die Summe der Beitragseinnahmen liegt auf Rekordniveau. Doch das könnte sich schon bald ändern.

Die fetten Jahre sind vorbei: Lebensversicherungen in der Krise

Bereits die Finanzkrise 2008 und die daraus resultierende und bis heute andauernde Niedrigzinsphase der Europäischen Zentralbank hat den Umbruch eingeleitet. Seither ist das Geschäft der Lebensversicherer deutlich schwieriger geworden. Denn üblicherweise legen die Unternehmen einen Großteil der Kundengelder (etwa zwei Drittel) in festverzinslichen Wertpapieren an. Und da geht es ihnen schon seit Jahren so wie dem privaten Sparer beim Tagesgeld: Es ist kaum noch etwas zu verdienen. Die vor Jahren festgelegten Garantiezinsen (bis zu 4 Prozent) müssen dem Bestandskunden natürlich dennoch gutgeschrieben werden. Und weiterhin wurden Neukunden deutlich höhere Zinsen und Renditen versprochen, als am Kapitalmarkt überhaupt erwirtschaftet werden konnten. Die Folge: Viele Versicherungsgesellschaften haben sich verzockt und sind in eine bedrohliche Schieflage geraten. Deutschland schlittert in 2021 geradewegs hinein in eine Welle von Pleiten der Lebensversicherungen.

Mehr und mehr Lebensversicherer pleite: So steht es aktuell um die Branche

Die schlechten Nachrichten aus der Lebensversicherungsbranche mehren sich seit 2020 massiv (s. Chronik unten). Und aufgrund der Corona-Krise ist nicht mit einer baldigen Verbesserung der Situation zu rechnen. Im Gegenteil: Eine positive Zinswende ist auf unbestimmte Zeit nicht in Sicht. Aktuell steht jede vierte Lebensversicherung unter „intensivierter Aufsicht“ der BaFin. Branchen-Insider wie Oliver Bäte, Chef der Allianz-Gruppe, prognostizieren das baldige Ausscheiden der ersten großen Lebensversicherungs-Player. Bäte selber hatte im Herbst 2020 für eine Zäsur am Lebensversicherungsmarkt gesorgt, indem er das Ende der 100-Prozent-Beitragsgarantie für Allianz-Neuverträge angekündigt hat. Weitere Versicherungen werden folgen.

Im Frühjahr 2021 hat auch das Bundesfinanzministerium reagiert und eine bedeutsame Ankündigung gemacht: Auf Anraten der ihm unterstellten BaFin soll ab Januar 2022 der Garantiezins für Lebensversicherungsprodukte von 0,9 auf 0,25 Prozent gesenkt werden. Eine folgerichtige aber folgenreiche Entscheidung für die gesamte Lebensversicherungsbranche.

Chronik: Drohende Pleite von Lebensversicherungen spitzt sich seit Herbst 2020 zu

März 2021: Das Bundesfinanzministerium kündigt die Senkung des sogenannten „Höchstrechnungszinses“ (HRZ, auch Garantiezins genannt) in der Lebensversicherung an. Statt wie bisher mit 0,9 Prozent, dürfen Versicherer ab 1.1.2022 nur noch mit höchstens 0,25 Prozent Garantiezinsen kalkulieren. Renten werden dadurch im Schnitt um rund 10 Prozent sinken. Die BaFin hatte schon seit geraumer Zeit auf eine solche Senkung des HRZ gedrängt. Damit soll verhindert werden, dass Lebensversicherer unrealistische Renditeversprechungen unterbreiten. Experten wie der Sprecher des Bundes der Versicherten (BdV) Axel Kleinlein dagegen halten diese Zinssenkung für den endgültigen Todesstoß für Lebensversicherungen, speziell für die Riester- und Rürup-Renten. Denn bei diesen staatlich geförderten Policen müssen die Einzahlungen zu 100 Prozent garantiert werden. Bei einer Kalkulation mit maximal 0,25 Prozent Zinsen würde die Erwirtschaftung des Garantiebetrages für die Versicherer so gut wie unmöglich werden.

Februar 2021: Im Februar dieses Jahres prophezeite der Exekutivdirektor der Finanzaufsicht BaFin, Frank Grund, in einem Interview mit der „Börsen-Zeitung“, die Zahl der Lebensversicherer unter „intensivierter Aufsicht“ werde auch wegen Corona weiter steigen. Schon vor Corona war jeder 4. der 85 Lebensversicherer in Deutschland bei der BaFin unter Sonderbewachung wegen Finanzsorgen. Weiter sagte Grund: Es sei nicht auszuschließen, dass die BaFin Lebensversicherern die Lizenz entziehen müsse.

Januar 2021: Die BaFin hat der Kölner Pensionskasse zum 31.12.2020 die Betriebserlaubnis für das Neugeschäft entzogen. Die Versicherung befindet sich seither in Liquidation. Dem vorausgegangen waren jahrelange Finanzierungsschwierigkeiten und eine unzureichende Kapitaldeckung. Daraus resultierten in der Vergangenheit bereits massive Leistungskürzungen und sinkende Gewinnerwartungen für die Versicherten.

Dezember 2020: Oliver Bäte, Chef der Allianz Gruppe, äußert sich im Dezember 2020 im Handelsblatt zu drohenden Pleiten von Lebensversicherungen: „Ich rechne gerade angesichts der massiven Verwerfungen damit, dass ein paar Wettbewerber, die nicht gut gewirtschaftet haben, ausscheiden.“

Oktober 2020: Die Allianz Leben, der Branchenprimus unter den Lebensversicherern, verkündet das Ende der 100-Prozent-Beitragsgarantie. Gelten soll dies für Neuverträge ab 2021. Im Klartext bedeutet das: Sparer erhalten am Ende der Vertragslaufzeit unter Umständen weniger, als sie zeitlebens in den Vertrag eingezahlt haben.

Mehr Informationen zur Lebensversicherung der Allianz bekommen Sie auch in unserem Video mit Rechtsanwalt und Experte Ulf Böse:

So handeln Sie vor der drohenden Lebensversicherungs-Pleite am besten

Wer aus berechtigter Angst vor der Pleite seiner Lebensversicherung jetzt über den Ausstieg nachdenkt, hat verschiedene Optionen:

1. Die Kündigung: Bei der Kündigung der Lebensversicherung endet der Vertrag und der Kunde bekommt den „Rückkaufswert“ ausgezahlt. Über viele Jahre liegt der Rückkaufswert deutlich unter den gezahlten Beiträgen, da mit einem Teil der Beiträge erst mal die hohen Abschlusskosten getilgt werden müssen. 

2. Die Beitragsfreistellung: Sie ist genauso verlustreich wie die Kündigung. Es wird der Rückkaufswert ermittelt, der dann wie eine Einmalzahlung in eine Lebensversicherung behandelt wird, für die keine weiteren Beiträge gezahlt werden müssen. Auch bei der Beitragsfreistellung ist das Geld für die Abschlusskosten verloren.

3. Der Widerruf: Noch Jahre nach Vertragsschluss ist bei zahlreichen Lebensversicherungen der Widerruf möglich, wenn bei Abschluss nicht korrekt über das Widerrufsrecht informiert wurde. Spezialisierte Anwälte wie Decker & Böse, Köln, können das einschätzen. Der Widerruf ist oft der Königsweg aus einem Vertrag, da bis zu 100 Prozent der Beiträge erstattet werden müssen – zuzüglich Zinsen. Der Gewinn gegenüber der Auszahlung bei Kündigung ist fast immer erheblich.

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